Geographie

Unsere Tour startete im großen Gewächshaus der amerikanischen Wüstengebiete. Die Kakteen dort sind riesig! Da die Pflanzen in der echten Wüste nachts auch relativ kühle Temperaturen aushalten müssen, weil sich die Landmassen ohne die Sonneneinstrahlung relativ stark abkühlen, sind die Gewächshäuser der Wüsten gar nicht so heiß, wie man das erwarten würde. So kann der Botanische Garten Energie sparen. Die Pflanzen wachsen trotzdem.

Man nennt Pflanzen, die sich an die Trockenheit angepasst haben, Xerophyten. Als Strategien gegen die Hitze bzw. den Wassermangel bilden sie entweder tiefe Pfahlwurzeln aus, um an das Grundwasser zu gelangen, oder ein weit verzweigtes oberflächliches Wurzelgeflecht, damit sie bei einem Regenereignis möglichst viel Wasser auf einmal aufnehmen können. Oder sie bilden interne Wasserspeicher in Form von dicken Blättern oder als Wassereinlagerung in ihren Stämmen. Diese Strategie nennt man Sukkulenz.

Gegen Verdunstung helfen dicke, wachsüberzogene Blatthäute und Härchen auf den Blättern, um auf der Mikroebene Schatten zu spenden und den Wind zu verlangsamen, damit er nicht so viel Feuchtigkeit davontragen kann. Auch weiße Blattbehaarung gibt es: Diese funktioniert als Kühlung, da weiße Flächen mehr Sonnenlicht reflektieren als dunkle. Manche Pflanzen haben sogar eigens angepasste Stoffwechselvorgänge, um sich an die trockenen Standorte anzupassen. Man spricht hier von sogenannten CAM-Pflanzen.

Grundsätzlich wachsen die Pflanzen der Wüsten und Trockenräume eher sparsam und kompakt. Kakteen haben z.B. keine Blätter, es sind eigentlich nur Stämme. Schaut man sie sich im Querschnitt an, erkennt man, dass sie je nachdem, ob sie gerade viel oder wenig Wasser gespeichert haben, ganz anders aussehen. Sie können sich richtig mit Wasser vollsaugen und können ihre Zellwände je nach Bedarf mehr oder weniger in Falten legen, um ihr Volumen entsprechend anzupassen! Ihre Stabilität bekommen sie von einem hölzernen Stamm. Wir konnten ein Kakteenholz anfassen und waren erstaunt, wie hart und stabil es ist. Die faltenartige Struktur haben wir dabei auch gut erkannt.

Agaven sind ebenfalls Gewächse der Wüsten. Aus ihnen wird Sisal gemacht, eine Faser, aus der man Seile und z.B. stabile Teppiche herstellen kann. Auch süßen Agavendicksaft oder Agavenschnaps macht man aus ihnen.

In der afrikanischen Wüste gibt es dann keine Kakteen mehr, aber Aloen und andere Pflanzen, die ganz ähnlich aussehen: Sie haben dicke Stämme und Stacheln statt Blättern. Diese Pflanzen sieht man am anderen Ende der Gewächshäuser.

Spezielle Wüsten sind die Küstenwüsten, wie z.B. die Wüste Namib am kalten Benguelastrom. Hier an der Westküste Afrikas, vor Namibia, kühlt das Wasser die darüberliegenden Luftschichten und verhindert so, dass die Luftmassen aufsteigen können (kalte Luft ist ja bekanntlich dichter und schwerer als warme Luft, in ihr sitzen die Luftteilchen relativ träge und dicht beisammen, sie bleibt also „unten“.) Steigt die Luft nicht auf, kondensiert auch die darin enthaltene Feuchtigkeit nicht zu Wolken, es kommt also auch fast nie zu Regen. Nur die kühlen Luftmassen, die mit etwas Luftfeuchtigkeit vom Meer landeinwärts ziehen, bringen an den Küsten etwas Nebel und sorgen so für geringe Mengen Feuchtigkeit aus der Luft für die Pflanzen.

Hier wächst auch eine ganz besondere Pflanze: Wir konnten uns ein kleines Exemplar einer Welwitschia Mirabilis anschauen. Diese Gattung ist quasi der Dinosaurier unter den Wüstenpflanzen: Sie existiert seit über 100 Millionen Jahren auf der Erde und bildet tiefe Wurzeln aus, um an das Grundwasser zu kommen, sowie ein bis zu 15 Meter weit verzweigtes oberflächennahes Wurzelsystem, um den Tau aufzunehmen. Außerdem hat sie nur ein bis zwei Blattpaare und sehr lange Blätter, die mehrere Meter lang werden können. Häufig reißen die Blätter nach einer Weile ein, sodass es aussieht, als hätte die Pflanze eigentlich mehrere Blätter. Vom Ende her verdorren diese dann wieder. Welwitschia-Pflanzen können mehrere hundert bis zu 1000 und sogar 2000 Jahre alt werden! Ältere Exemplare können fast Mannshoch werden und sehen aus wie große Blattknäuel.

Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten „lebenden Steine“. Sie sind optimal an das Wüstenklima angepasst und speichern das Wasser in den Blättern, ähnlich wie die Aloen. Die Pflanzen sind sehr gut getarnt, was ihnen auch ihren deutschen Namen eingebracht hat. Sie sind außerdem mindestens zu 2/3 im Boden eingesenkt, was einen perfekten Fraßschutz bedeutet. Ihre rundliche Oberfläche reduziert die Verdunstung. Sie wachsen sehr, sehr langsam. Der Schlitz zwischen den beiden dicken „Blättern“ ist ein Lichttrichter, hier wird das Sonnenlicht gebündelt, gelangt nach innen und dort findet dann auch die Photosynthese statt!

Dann ging es weiter auf unserer Reise in den Regenwald: Der limitierende Faktor ist hier das Licht. Feuchtigkeit gibt es durch die Zenitalregen der inneren Tropen ja genügend. Deshalb finden wir hier andere Strategien, mit denen sich die Pflanzen ihr Überleben sichern, z.B. gibt es jede Menge schnell wachsende Pflanzen, wie den Balsabaum. Manche kennen das Balsaholz aus dem Werkunterricht: Es ist nicht schwer, hat keine Jahresringe, weil es im tropischen Regenwald ja keine Jahreszeiten gibt und es ist einfach zu verarbeiten. Wir durften ein Stück davon in der Hand halten. Es ist wirklich erstaunlich leicht! Balsaholz kommt v.a. im Sekundärregenwald vor, weil diese Baumart auf frisch gerodeten Flächen eben so schnell wächst.

Wir haben auch einen Kapokbaum gesehen. Dessen Samenkapseln enthalten einen Baumwolle ähnlichen Stoff. Kapokbäume werden sehr hoch und können den ganzen Regenwald überragen.

Die Kuppel des Regenwaldhauses ist deshalb auch 22 Meter hoch. Die Pflanzen werden trotzdem regelmäßig geschnitten, weil 22 Meter Höhe längst nicht für alle Bäume ausreichend sind, aber auch damit Licht nach unten kommt, sonst wäre es viel dunkler und die Pflanzen unten, die wir sehen möchten, würden nicht so gut wachsen. Der Bambus z.B. wächst hier auch und wäre eigentlich noch viel höher als 22 Meter. Er gehört zu den Riesengräsern, kann 30 Meter hoch werden und 0,5 Meter am Tag wachsen!

Eine andere Überlebensstrategie haben z.B. die Bromelien: Sie gehören zu den Aufsitzerpflanzen, sind allerdings keine Parasiten, sondern halten sich nur an den Bäumen fest und sammeln das Wasser, das sie zum Wachsen brauchen, in ihren Blatt-Trichtern. Oft leben auch viele kleine Tiere in diesen Mini-Tümpeln. Deren Exkremente dienen wiederum als Nährstoffe für die Pflanzen. Auch die abgestorbenen Reste anderer Pflanzen, die in den Trichtern der Bromelien landen und zersetzt werden, liefern Nährstoffe an die Pflanzen. Sie bilden also ganz erstaunliche eigene kleine Mini-Ökosysteme. Auch Orchideen sind Aufsitzerpflanzen, es gibt ein ganzes Gewächshaus voll davon mit wunderschönen Exemplaren.

Ein weiteres besonderes Ökosystem ist der Bergregenwald, der in einem eigenen Gewächshaus vertreten ist. Hier herrscht ebenfalls ein ganz reiches Ökosystem. Man kann unter anderem viele riesige Farne sehen, ebenfalls uralte Pflanzenarten, die dort den Nebel aus der Luft entnehmen.

Auch Hochlandkaffee wächst hier. Wir sehen schöne Pflanzen mit den charakteristischen roten Kaffeekirschen, die jeweils zwei Bohnen enthalten, die aus der Kaffeekirsche herausgelöst und getrocknet werden müssen, ehe sie zu Kaffee geröstet werden. Viele Kaffeebauern können allerdings nicht von ihrem Verdienst leben, wenn die Weltmarkt-Preise stark schwanken. Dann müssen sie ihre Plantagen ausdehnen, was zu Lasten der Regenwälder geht. Als Verbraucherinnen und Verbraucher müssen wir deshalb darauf achten, ökologisch erzeugten und fair gehandelten Kaffee zu kaufen, um die Regenwälder zu schützen und den Bauern ein sicheres Auskommen zu garantieren, von dem sie auch leben können. Die Heimat des Kaffees ist eigentlich in Ostafrika, v.a. in Äthiopien und Kenia, inzwischen wird er aber in vielen Ländern der Welt angebaut.

Auch eine echte Bananenstaude mit Blüten und grünen Bananen sehen wir. Der Ursprung der Bananen ist in Nordindien. Wer hätte das gewusst?! Weitere tropische Nutzpflanzen, die hier wachsen, sind unter anderem Baumwolle, Reis, Zimtbaum und Papaya.

Außerdem haben wir gelernt, dass die Vanille die Schote einer Orchideenpflanze ist, die ursprünglich aus Mexiko kommt. Sie muss heutzutage häufig von Hand bestäubt werden, ihre Blüte ist nur wenige Stunden am Tag geöffnet. Inzwischen kommt Vanille auch aus anderen Ländern, wie z.B. Madagaskar. Sie ist ein sehr wertvolles Gewürz.

Ein weiteres Highlight waren die Kakaobäume: Die Kakaoblüten und die großen Schoten wachsen direkt am Stamm, das sieht seltsam aus. Wenn eine Schote reif ist, wird sie gelb, orange oder braun und dann kann man aus ihr die Kakaobohnen herausholen, aus denen dann der Kakao gewonnen wird. Er ist bitter. Trinkschokolade ist mit sehr viel Zucker versetzt, damit sie uns schmeckt.

Dass es sich im tropischen Klima gut aushalten lässt, bewiesen am Ende unserer Tour die Schildkröten im Orchideenhaus. Sie wirkten ganz besonders entspannt!

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